Der Gott des Gemetzels

von Yasmina Reza
aus dem Französischen von
Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

Plakat
Yasmina Reza ist eine der erfolgreichsten Stückeschreiberinnen der Gegenwart. Ihre treffsicheren Komödien begeistern weltweit das Publikum mit ihrem im Alltäglichen verpackten Humor und einem pointierten Witz, der uns einen Spiegel vorhält und dennoch urkomisch ist. Oder gerade deshalb. So ist auch „Der Gott des Gemetzels“ eine der brillantesten verbalen Bühnenschlachten seit Edward Albees Klassiker„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ Allerdings ist Rezas Stück deutlich zeitgemäßer und entlarvender, was die tägliche Zerreißprobe zwischen Sein und Schein und unserem modernen, wertebetonten und doch letzten Endes egozentrischen Lebensstil angeht.

Das Stück beginnt mit dem scheinbaren Ende eines Konfliktes: Ferdinand hat Bruno im Streit zwei Zähne ausgeschlagen. Die Eltern treffen sich, um die Angelegenheit auf zivilisierte Art und Weise zu regeln. Rasch ist eine Stellungnahme verfasst und letzte Formulierungen abgestimmt. Man ist zufrieden, und freut sich, die Kunst des zivilisierten Umgangs zu beherrschen. Doch in Wahrheit brodelt es unter dem Deckmantel der Zivilisation. Und so gibt bei Kaffee und Kuchen rasch ein Wort das andere. Zwischen den Paaren, zwischen den Partnern, mal kreuz und mal quer. Alte Kamellen kommen auf den Tisch, Anschuldigungen, Verletzungen und Enttäuschungen – es geht um ausgesetzte Hamster, eine PR-Schlacht der Pharmakonzerne, Zuleitungen zu Toiletten, Mütter mit künstlichen Kniegelenken, vollgekotzte Bücher, unsägliche Telefonmanieren und natürlich die richtige Erziehung von Kindern. Wellen schlagen hoch und bald fällt jede Maske.

Je länger das Treffen andauert, desto tiefer steigen sie in die Untiefen von Paarbeziehungen hinab. Es herrscht Krieg im Hause Houillé und es gibt nur noch einen Gott: Den Gott des Gemetzels.

Die Inszenierung im Kellertheater bietet den Zuschauern die Möglichkeit, sich den amüsanten Streit der beiden Paare anzuschauen, ohne ein Teil davon zu werden… oder doch? Yasmina Reza wurde vor allem durch ihre Komödien »KUNST« (1994), Drei Mal Leben (2000) und Der Gott des Gemetzels (2006) zur weltweit meistgespielten zeitgenössischen Dramatikerin. Im Jahr 2011 wurde »Der Gott des Gemetzels« unter der Regie von Roman Polanski in einer amerikanischen Version des Bühnenstückes mit Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly verfilmt. Das Kellertheater Frankfurt spielt das französische Originalstück in der Übersetzung von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel.

Darsteller

Veronique Houillé: Daniela Vollhardt
Michel Houillé: Daniel Silberhorn/Sven Kube
Annette Reille: Sabine Kube-Knauber
Alain Reille: Pierre Sart

Fotografie: Anja Kühn
Licht: Bernhard Zarembowicz

Das Kellertheater wird unterstützt von der Stadt Frankfurt am Main (www.kultur-frankfurt.de)