Simon McBurney/John Berger

Die drei Leben der Lucie Cabrol

Probenphoto
Das Stück handelt von der, wegen ihrer Zwergenhaftigkeit aus dem Dorf ausgeschlossenen Lucie Cabrol, die zugrunde geht, weil sie außerhalb der Gesellschaft leben muss. Einzig die Liebe gibt ihr die Kraft, die Rauheit des Lebens zu ertragen.
Ihr erstes Leben verbringt sie auf dem elterlichen Hof. Von dort vertreibt Henri, ihr jüngerer Bruder sie nach dem Tod der Eltern unter dem Vorwand der Brandstiftung.
So wird sie gezwungen ihr zweites Leben in der verlassenen Hütte eines Wegemachers außerhalb des Dorfes zu verbringen. Dort kommt es nach vierzig Jahren zu einem Wiedersehen mit Jean, dem einzigen Menschen, der Lucie wirklich nahe war. Ihm erzählt sie während einer Nacht ihr ganzes Leben.

Mit seinem so einfachen wie bewegenden Text hält John Berger die Erinnerung an eine Lebensform wach, für die es in der modernen Welt keinen Raum mehr gibt. Das Leben und die Welt der Bauern ist selten so eindringlich, mit so unmittelbarer Anteilnahme und gleichzeitig so nachdenklicher Distanz geschildert worden, wie in der Erzählung, welche die Vorlage für das Stück bildet. Sie hat weder etwas zu tun mit der sentimentalen Verklärung des Bauerntums, noch mit der oberflächlichen Verachtung bäuerlichen Konservatismus. Sondern sie ist im Gegenteil ein Appell an die Menschlichkeit in einer unmenschlichen Umgebung. Die Enge dieser Welt wird kompensiert durch die Phantasie der Menschen, welche Räume schaffen, die weit sinnlicher und poetischer sind, als die Realität selbst.

So liegt auch der Schwerpunkt der Inszenierung auf der Erschaffung jener phantastischen Welt, die sich jenseits der Schroffheit unserer Umwelt auftut. Dort können die Figuren ihren Frieden und die Erfüllung ihrer Sehnsüchte finden.

Die Schauspieler schlüpfen mit großer Lust in die verschiedensten Rollen einschließlich der Tiere und Pflanzen und stellen so eine Atmosphäre her, welche die sinnlich-poetische Kraft des Theaters ausnutzt, um dem Zuschauer ein pralles Theatererlebnis zu präsentieren.

Simon McBurney

Simon McBurney wurde 1957 in England geboren und arbeitet als Filmschauspieler (zuletzt in Der goldenen Kompass) und Filmregisseur. McBurney ist aber auch einer der führenden Theaterregisseure Europas. Als Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Theatre de Complicite in London hat er an über 30 Produktionen als Regisseur oder Darsteller mitgewirkt, an zahlreichen Welttourneen teilgenommen und mehrere internationale Theaterpreise gewonnen. Die drei Leben der Lucie Cabrol hatte 1994 seine Uraufführung und wurde mehrfach ausgezeichnet.

John Berger

John Berger wurde 1926 in London als Sohn eines Juristen geboren. Von 1945  bis 1955 war er als Kunsterzieher und Maler tätig. Anfang der 50er Jahre wechselte er vom Malen zum Schreiben, weil er glaubte als Journalist und Schriftsteller während des Kalten Krieges effektiver gegen den drohenden nuklearen Gau ankämpfen zu können. Seit jener Zeit galt Berger als intellektueller Aktivist der marxistischen Szene. 1958 wird sein Romanerstling wegen prokommunistischer Tendenzen von seinem Verlag zurückgezogen. Er verlässt darauf aus Protest England. Seit Anfang der siebziger Jahre lebt in einem kleinen Bergdorf in der Haute Savoie (Frankreich). Hier entstand auch der Erzählband Sauerde, der die Erzählung Die drei Leben der Lucie Cabrol enthält. Das literarische Werk Bergers umfasst Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher für Film und Fernsehen, politische Reportagen, Sachbücher über Photographie und Malerei, Erzählungen, Romane, Gedichte und Essays.  Auszeichnungen: 1972 Booker Prize für den Roman G. , 1990 Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik; 1989,  1991 Petrarca Preis

Mitwirkende:

Darsteller
Daniel Höfner, Stefan Jagau, Fabian Kania, Michael Kehr, Maren Luedecke, Daniel Silberhorn, Thomas Steinkopff

Regieassistenz/Kostüme: Ute Rasim
Bühne und Ausstattung: Bernhard Zarembowicz
Fotographie: Christof M.Fleischer

Regie: Andreas Müller

Premiere: 8. Februar 2008
weitere Aufführungen: 9. Februar, 15./16. Februar, 7./8. März, 14./15. März, 11./12. April, 18./19. April, 30./31. Mai, 6./7. Juni, 13./14. Juni
siehe auch den aktuellen Monatsplan

Das Kellertheater wird unterstützt von der Stadt Frankfurt am Main (www.kultur-frankfurt.de)